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Lautlos durchs Münsterland gehuscht


Wer in den vergangenen sonnigen Tagen eine Gruppe von Solarmobilen durchs Münsterland hat flitzen sehen, der ist bestimmt auf die 3. Solarmobilchallenge Münsterland gestoßen, die das Sunny-Cani-Team auch dieses Jahr wieder ausgerichtet hat.

Neben nicht enden wollenden Gesprächen über Batterien, Fahrzeuge, Ladegeräte und Stromstellen sowie Zubehör und Sonderausstattung gab es an drei Tagen Rundfahrten zu kulturellen und technischen Sehenswürdigkeiten des Münsterlandes. Nach dem sich die etwa 20 Fahrzeuge am 30.4. auf dem Hof Nacke in Olfen-Kökelsum, wo das Sunny-Cani-Team demnächst seine Werkstatt einweiht, versammelt hatten, ging es am 1. Mai zuerst in das Olfener Naturschutzgebiet "Steverauen", wo es sich Bürgermeister Himmelmann nicht nehmen ließ, die Gäste selbst zu empfangen und ihnen die Ökologie, die besonderen Tiere, das Bewirtschaftungskonzept und die Steverauenrenaturierung zu erklären. Zum Schluss lud er die Gruppe für nächstes Jahr in das neue Naturschwimmbad ein. Dann fuhren die Solarautos weiter auf den Hof Hubertus Kortenbusch, wo Bauer Kortenbusch persönlich über den langen Kampf durch die Institutionen bis zur Errichtung des bisher einzigen Windrades in Olfen berichtete. Fast noch mehr beeindruckt waren die Solarmobilisten von der riesigen, schon zweimal erweiterten Photovoltaik-Anlage auf dem Scheunendach. Nach dem Mittagessen wurde die Füchtelner Mühle besichtigt. Der Erbauer des kleinen Wasserkraftwerks selbst, Elektroingenieur Herbst, zeigte den technisch Interssierten die zwei Turbinen, die dort zumeist abwechselnd regenerative Energie erzeugen. Er berichtete aber auch über die bevorstehenden Schwierigkeiten bei der Stromerzeugung, wenn die Stadt Olfen die Stever aus Artenschutzgründen mit einem "Bypass" versieht. Dann wird ihm nämlich buchstäblich das Wasser für den Betrieb der Turbinen abgegraben. Spannend für die Zuhörer war hier ein Beispiel dafür, dass sich gute Projekte zur Förderung von Naturschutz und Nachhaltigkeit durchaus immer wieder ins Gehege kommen können. Zum Kaffeetrinken fuhren die lautlosen E-Mobile schließlich zum Flugplatz-Café Borkenberge, wo der Betreiber Christoph David die Fahrer willkommen hieß und Strom für die Fahrzeuge, die direkt auf der Wiese am Rand des Flugplatzes zur Schau stehen durften, zur Verfügung stellte. Freudig zeigte er der Gruppe noch seinen eigenen kleinen elektrischen Roller. Abends traf man sich zum Grillen auf dem Hof Nacke, wo die Fahrzeuge an einer sog. Drehstromkiste wieder Energie für den nächsten Tag zapften. Eine größere Rundfahrt von über 100 km durch die wunderbar ergrünten Baumberge war für den 2. Mai vorgesehen. Nachdem zunächst bei Citroen Bleker in Dülmen wieder nachgeladen wurde, besichtigten die Freunde der Elektromobilität die Automanufaktur Wiesmann, die mit ihren kernig röhrenden Sportwagen eine so gänzlich andersartige Klientel bedient. Die herablassenden Blicke und Kommentare waren auf beiden Seiten deutlich wahrzunehmen. In Coesfeld gab es den nächsten Stopp im Puppen- und Spielzeugmuseum, wo Bernd Langehanenberg nicht nur Strom aus einer eigens für dieses Event angelegten Drehstromsteckdose fließen lies, sondern die Besucher mitnahm in die Geschichte von Puppen und Blechspielzeug. Die Sonderausstellung über Dampfmaschinen, die das technisch versierte Publikum natürlich am meisten interessierte, war für diesen Besuch extra verlängert worden. Ein weiteres Etappenziel stellte das Havixbecker Sandsteinmuseum dar. Geduldig wartete die Geologin, Frau Dr. Kramm-Glade, bis auch das letzte Elektromobil am Strom hing, um dann spannend, humorvoll und engagiert über den Baumberger Sandstein, seine Gewinnung und Verwendung sowie die Menschen, die ihn in Schwerstarbeit abbauten, zu berichten. Letzte Etappe des Tages war Nottuln-Appelhülsen, wo Bürgermeister Peter Amadeus Schneider das mit 7 ha größte Freiflächen-Solarkraftwerk zeigte. Begeistert und begeisternd erzählte er über den schnellen Werdegang dieses Musterprojekts, das die Sonnenenergie für die Gemeinde gewinnbringend einfängt und in die Nottulner Haushalte einspeist. Am 3. Mai war dann nach ausgiebigem Frühstück auf dem Hof Nacke das letzte Ziel das "Modellbahnerlebnis auf drei Etagen" im Lüdinghauser "Alten Münstertorhaus". Gerne nutzte Thomas Kelling die Gelegenheit, dem "kollegialen Fachpublikum" ?alle beschäftigen sich schließlich mehr oder weniger mit Elektrotechnik ?seinen außergewöhnlichen Modellspielwarenladen "DampfZeit" zu zeigen und besondere Exponate zu erläutern. Natürlich durfte auch die Vorführung einer elektrisch angetriebenen Gartenbahn mit Dampflokomotive nicht fehlen, die mit charakteristischem Dampfmaschinengeräusch und sichtbarer Kohlefeuerung durch die dritte Etage schnaufte. Die Elektroautoflotte hatte vor dem Abschied ihrer Fahrer noch die neue Stromstelle an der Steverstraße 29 eingeweiht, an der mit entsprechenden Verteilern alle 20 Fahrzeuge angeschlossen werden konnten. Diese für den Netzverbund vorgesehene Stromstelle des Autohauses Rüschkamp weist den Weg in die künftige elektrische Mobilität: die Fahrzeuge werden angedockt, entnehmen ihren Fahrstrom, speisen aber als Batteriespeicher auch Strom ins Netz ein, wenn Bedarfsspitzen dies erfordern. Elektronik sorgt dafür, dass das Auto zur vorprogrammierten Zeit voll geladen ist. Der Zähler sitzt im Fahrzeug, der Fahrer rechnet mit seinem Energieversorgungsunternehmen ab. Durch diesen Netzverbund von Millionen Traktionsbatterien können dann teure Kraftwerke, die ausschließlich bei Spitzenlast hochgefahren werden müssen, eingespart werden. BLi

Quelle: WN 6.05.09